Anikó Glogowski-Merten

Anikó Merten: Ukraine: gemeinsam kulturelles Erbe erhalten!

Mit einem Kraftakt helfen Bund und Museen der Ukraine ihr kulturelles Erbe zu erhalten und vor der Zerstörung des russischen Angriffskriegs zu schützen.

Das UNESCO-Abkommen zum Schutz der Kultur und des Welterbes feiert in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen. Kulturgüter zu schützen, wird durch den Ukraine-Krieg aktueller und drängender denn je. Sieben Welterbestätten, mehr als 400 Museen und 3.000 Kulturstätten gibt es in der Ukraine – und der brutale russische Angriff auf das Land zerstört nach den Menschen auch die Seele der Ukrainer- ihre kulturelle Identität und das kulturelle Erbe des Landes: seine Kirchen, historischen Stätten, Museen, Denkmäler, Traditionen.

Im März hatte Staatsministerin Claudia Roth zusammen mit dem Auswärtigen Amt das Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine ins Leben gerufen. Damit sollen der Schutz von kulturellen Schätzen verbessert, Informationen gebündelt und Hilfsmaßnahmen insbesondere aus Deutschland koordiniert werden. Bei allem Bemühen bleiben die Mittel bisher darauf fokussiert, den Einrichtungen in der Ukraine vor Ort zu helfen. Denn Kunstobjekte zum Schutz außer Landes zu bringen, ist problematisch. Man würde der Ukraine damit Kulturgut entziehen. Museen in der Ukraine baten daher zuletzt um Spenden von Verpackungsmaterial für die zu schützenden Kunstwerke. Das klingt zwar verhältnismäßig unaufwändig, aber bedarf einer großen Logistik und vor allem, viel Material. Wenn man sich überlegt, was ein einzelnes Museum benötigt, bei dem es um tausende Objekte geht… hier geht es um die kulturellen Güter einer ganzen Nation!

Außerdem bliebe im Falle einer temporären Lagerung von Kunstwerken außerhalb der Ukraine eine Frage ungeklärt, deren Beantwortung man sich kaum ausmalen möchte: Was passiert, wenn Russland den Krieg gewinnen und die Ukraine besetzen sollte? Müsste die Kunst dann an den Aggressor zurückgegeben werden? Mit dieser Frage ist auch die Dokumentation der Zerstörung eng verknüpft. Wie vermutlich nur wenige wissen, gilt die Zerstörung von Kulturgütern als Kriegsverbrechen. Der russische Außenminister, Sergej Lawrow, wurde daher bereits im März von der Generaldirektorin der UNESCO, Audrey Azoulay, dazu aufgefordert, das kulturelle Erbe der Ukraine zu schützen.

Aus der Ukraine ereilen uns aber noch weitere Hilfsanfragen, die sicherlich zunächst gar nicht zu pressieren scheinen. Es ist aber so, dass wir auch vermeintlich peripher sehr hilfreich unterstützen können. Nämlich mit der Bereitstellung von Speicherkapazitäten. In den vergangenen Wochen ist in der Ukraine sehr viel digitalisiert worden. Diese Informationen über Kulturgüter, die bereits digitalisiert sind zu retten, ist eine zentrale Aufgabe.