Anikó Glogowski-Merten

Freihaus-Artikel Januar 2024: Kultur schützt Demokratie

Kultur schützt Demokratie. Das ist das Leitmotiv meiner kulturpolitischen Arbeit. Der Grund, warum ich mich Tag für Tag für die Kultur einsetze. 

In der vergangenen Woche erschütterten uns die jüngsten Rechercheergebnisse des Medienhauses CORRECTIV. Hunderttausende sind am Wochenende auf die Straße gegangen, um gegen Rechts und für unsere Demokratie zu demonstrieren. Unsere Gesellschaft hat in den vergangenen Tagen gezeigt, dass die Stimmen gegen Rechts laut sind und die Menschen für Demokratie in Deutschland einstehen. Das ist ein starkes Signal. Zu diesem Zeichen kann jeder Einzelne beitragen. Jede Hilfe ist wichtig. Aber nicht nur die Bürger:innen haben die Chance, sich für unsere gemeinschaftlichen demokratischen Werte einzusetzen. Auch Institutionen sollten ihren Wirkungskreis nutzen, um sich für ein Miteinander und gegen Diskriminierung jeglicher Art einzusetzen.

Insbesondere die Kulturinstitutionen haben die besondere Kraft, Räume der Gemeinschaft zu schaffen und Austausch voranzutreiben. Kultur baut Kommunikationsbarrieren ab und schafft Orte der Begegnung, die Perspektivwechsel ermöglichen. Solche Orte brauchen wir in diesen Zeiten mehr denn je. Genau deshalb habe ich mir für dieses Jahr konkrete kulturpolitische Ziele gesetzt, deren Umsetzung ich gezielt vorantreiben möchte.

Die Einführung eines Staatsziels Kultur ist ein wichtiger Schritt hin zur Anerkennung der Rolle, die Kultur für unsere Gesellschaft spielt. Sie unterstreicht die Bedeutung der Kultur für unsere eigene und kollektive Identität, für das Zusammenleben und für die Entwicklung unseres Landes. Die damit verbundene Wertschätzung der Kultur würde zu einer Entstigmatisierung der künstlerischen Berufe und zu einer lebendigeren Förderkultur beitragen. Ein Staatsziel Kultur bietet die Chance, unsere kulturelle Vielfalt zu fördern, den Zugang zur Kultur zu erweitern und die kulturelle Bildung zu stärken.

Wichtig ist nicht nur, dass kulturelle Angebote gestärkt werden, sondern auch deren Zugänglichkeit zu verbessern. Inklusion und Barrierefreiheit in der Kultur sind wichtige Bausteine, um wirklich offene Orte der Gemeinschaft, der Begegnung und der Teilhabe zu schaffen. Dabei ist die Möglichkeit für Menschen mit Behinderungen, Kultur zu konsumieren, genauso wichtig wie die Möglichkeit, Kultur zu schaffen. Denn nur wenn wir eine Vielfalt in den repräsentierten Perspektiven haben, können wir ein echtes Miteinander erreichen.

Aber auch in anderer Hinsicht kann die Zugänglichkeit von Kulturangeboten verbessert werden - zum Beispiel durch eine Ausweitung der Öffnungszeiten von Kultureinrichtungen. In diesem Jahr wollen wir als FDP-Bundestagsfraktion die Sonntagsöffnung von Bibliotheken vorantreiben. Gerade weil die meisten Bürger:innen unter der Woche arbeiten, ist es wichtig, ihnen mehr Kulturangebote an den Wochenenden zu ermöglichen.

 

Kunst und Kultur sind wesentliche Bestandteile einer lebendigen und dynamischen Gemeinschaft im Großen wie im Kleinen. Sie tragen zur Bildung, zum sozialen Zusammenhalt und zur Lebensqualität bei. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass auch die Kommunen in der Lage sind, Kunst und Kultur aus eigener Kraft nachhaltig zu fördern.

Kommunen haben die besondere Chance, ihre lokalen Künstler und Kulturschaffenden zu unterstützen. Dies stärkt und bewahrt die lokale Kultur, was wiederum die Identität und den Zusammenhalt der Gemeinschaft fördert.

Gleichzeitig können Kommunen durch die finanzielle Unterstützung von Kunst und Kultur dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt vor Ort zu fördern und ein integratives und offenes Umfeld zu schaffen, in dem unterschiedliche Kulturen und Perspektiven anerkannt und geschätzt werden. In diesem Zusammenhang spielen Kunst und Kultur auch eine wichtige Rolle für Bildung und soziale Integration. Sie können dazu beitragen, kritisches Denken zu fördern, Empathie zu entwickeln und Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenzubringen. 

Kunst und Kultur in den Kommunen können auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen. Sie können Arbeitsplätze schaffen, den Tourismus fördern und zur lokalen Wirtschaft beitragen.

Um die Kommunen bei der Stärkung ihrer lokalen Kultur zu unterstützen, soll in einem „Plenum der Kultur“ die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Ländern, Kulturschaffenden, Verbänden und der Zivilgesellschaft verbessert und die Möglichkeiten von Standards diskutiert werden.

 

Auch der Blick nach außen und der Umgang mit unserer Verantwortung gegenüber anderen Kulturen bleibt auch in diesem Jahr von großer Bedeutung. Er trägt zu unserem kollektiven kulturellen Selbstverständnis und zur Achtung der kulturellen Vielfalt bei.

Wir stehen noch am Anfang des großen Prozesses der Restitution und der Provenienzforschung. Sie ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturpolitik und des Kulturgutschutzes. Der Ausbau unserer Provenienzforschung schafft mehr Transparenz über die Herkunft von Kunstwerken und hilft uns, mögliche unrechtmäßige Besitzverhältnisse aufzudecken. Gerade im Zusammenhang mit Raubkunst und NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut ist dies von großer Bedeutung.

Restitution, also die Rückgabe unrechtmäßig erworbener Kunst- und Kulturgüter, ist ein zentraler Schlüssel zu interkultureller Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Sie ermöglicht es, historisches Unrecht zumindest teilweise zu korrigieren, unsere Geschichte für uns selbst und für andere aufzuarbeiten. 

 

Ich habe mir für die Kulturpolitik 2024 viel vorgenommen, weil ich fest daran glaube, dass wir damit viel bewegen können.