Anikó Glogowski-Merten

Freihaus-Artikel Juni 2022: Vorhang auf für Kunst & Kultur!

Es waren viele gute Nachrichten, die ich in meiner ersten Rede als kulturpolitische Sprecherin unserer Bundestagsfraktion überbringen durfte. Und das zur besten „Sendezeit“:  Der Kultur- und Medienetat wächst in diesem Haushaltsjahr um rund 7% im Vergleich zum Vorjahr. Wir investieren besonders in den Ausbau eines vielfältigen und nachhaltigen Kulturbetriebs und in die Verbesserung der sozialen Lage zur Stärkung von Künstlerinnen und Künstlern.

Die Corona-Krise hat in den vergangenen Jahren jedem Einzelnen von uns vor Augen geführt wie einschneidend der Verzicht auf das kulturelle Leben war. Gleichzeitig hat sie uns in der Erkenntnis bestärkt, wie bedeutend Kunst und Kultur ist. Sie formt Gesellschaften zu Gemeinschaften, baut Brücken, die Menschen unterschiedlichster Herkunft und über Generationen hinweg verbinden. Kultur stiftet Orientierung und Haltung, für sich und andere einzustehen. In Zeiten beispielloser globaler Krisen brauchen wir Kunst und Kultur als Türöffner und als Bühne. Nur so werden Denkanstöße transportiert und diskutiert. Das ist die Basis unseres demokratischen Fundaments und das gilt es mit ganzer Kraft zu stärken und zu verteidigen. Unser Bekenntnis zur Demokratie drückt sich durch den spürbaren Mittelaufwuchs für Kultur und Medien in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit aus. Denn gerade in Zeiten von Krieg und Krise gilt es Sicherheiten zu schaffen.

ln diesem Haushaltsjahr liegt der Kultur- und Medienetat bei einer Rekordsumme von 2,29 Milliarden Euro. Wir können hierdurch Impulse setzen, die in unserem Sinne wirken werden. Unser gemeinsames Ziel muss nach der langen, entbehrungsreichen Talfahrt der Branche ganz klar lauten: „Vorhang auf“ für Kunst und Kultur!

Auch wenn der diesjährige Haushaltsentwurf dazu einlädt, mit Zahlen um sich zu werfen, möchte ich nur ein paar Beispiele hervorheben, die besonders markant sind. Wir investieren allein  66 Millionen Euro für kulturelle Bauten, um notwendige Sanierungsmaßnahmen anzustoßen. Weitere 10 Millionen Euro fließen in die Erhaltung der Kinolandschaft, insbesondere um Kinos in ländlichen Räumen zu unterstützen. 5 Millionen Euro werden für die Kultur- und Kreativwirtschaft veranschlagt.

Wir blicken derzeit auch sehr fokussiert über unsere Landesgrenzen hinaus, denn wir sind mit der brutalen Realität konfrontiert, dass sich die Welt mit all unseren Lebensbereichen verändert. Kunst und Kultur hat in Zeiten von Umbrüchen schon immer eine besondere Rolle eingenommen. Sie reflektiert unsere Gesellschaft, bewertet,  kommentiert und stellt sich den Herausforderungen. Nur eins wird Kunst gewiss niemals tun. Sie unterwirft sich nicht. Nichts und niemandem! Sie ist Transmitter und bleibt ein Türöffner, während die Welt um sie herum erschüttert.

Wir wollen und werden nicht zusehen, wie ein Aggressor alles daran setzt, die Kultur und Identität einer Nation sukzessive auszulöschen. Daher werden wir 20 Millionen Euro zusätzlich in Kultur- und Medienhilfen für die Ukraine investieren, um die gravierenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine weiter abzufangen. Wir werden alles daran setzen, die ukrainischen Kulturstätten vor der russischen Zerstörungswut zu bewahren.

Wir haben uns viel vorgenommen, es gibt viel zu tun, aber auch viel zu bewirken!